Als Lancia ganz exklusiv wurde

Carlo Pesenti, ein Bauunternehmer und Zementfabrikant.

Wer sagt denn, dass Rot nur einem Ferrari steht? (Bild: Wolfgang – stock.adobe.com)

Classic News im Blog: Lancia Flaminia SS 3C Zagato Coupé

Carlo Pesenti, ein Bauunternehmer und Zementfabrikant, der im Nachkriegsitalien gut am Wiederaufbau verdient hatte, übernahm 1955 das angeschlagene Familienunternehmen der Lancias. Lancia, was für ein Markenname! 1906 von Vincenzo Lancia gegründet, übernahm nach dem Tod von Vincenzo der Sohn Gianni Lancia 1937 die Geschäfte, die nach Kriegsende immer stärker in die Verlustzone wirtschaftet. Eine der ersten Maßnahmen des neuen Eigners war die Einsetzung des neuen technischen Direktors Antonio Fessia und ein Entwicklungsauftrag an Lancias Hausdesigner Pininfarina für große Limousinen.

Gleich drei Top-Designer sind am Werk

Florida hieß der neue Entwurf, der 1956 als Prototyp auf dem Turiner Autosalon vorgestellt wurde und auf dem Fahrgestell der Lancia Aurelia basierte. Ein Jahr später präsentierte Lancia dann auf dem Genfer Autosalon eine weitere serienreife Limousine, die als Flaminia in unterschiedlichen Karosserievarianten bis 1970 im Programm blieb. Neben der Limousine, die als Berlina mit vollsynchronisiertem Getriebe, Transaxle, De Dion Hinterachse und Scheibenbremse auf allen vier Rädern sowie einem V6 Motor mit 2.5 Liter Hubraum gebaut wurde, kam in zweiter Serie ab 1963 die Flaminia 2.8 Liter Limousine auf den Markt. Parallel hatte Lancia gleich drei Sonderkarosserien bei ihren Designern Pininfarina, Touring und Zagato in Auftrag gegeben.

Sportliche Kunden im Visier

Pininfarina entwickelte auf dem Flaminia Konzept ein formschönes, viersitziges Coupé, das 1958 in Turin vorgestellt wurde und in vielen Punkten als moderner und richtungsweisender Konkurrent zu Alfa Romeo und Ferrari galt. Ebenfalls auf sportliche Kunden zielte der Superleggera-Entwurf der Flaminia GT von Touring. Die ab 1959 angebotene Flaminia GT und Flaminia GTL waren schnittige Karosserien mit aluminiumverkleideten Stahlrohrgerippe, die rund 200 Kilogramm weniger Gewicht hatten. Hinzu kam die verbesserte Straßenlage und Fahrleistung, die sich aus dem verkürzten Radstand und der reduzierten Frontfläche ergaben. Die Touring GT profitierten auch von den ständig weiterentwickelten Motoren, die mit drei Doppelvergasern von 140 auf 150 PS gesteigert werden konnten.

Zagato gelingt ein Meisterstück

Auf dem Turiner Autosalon 1958 feierte auch der erste Lancia Flaminia Sport der Carrozzeria Zagato seine Premiere. Entgegen den Touring-Versionen, die mit ihren langgestreckten Karosserien dem Gran Turismo – Ideal entsprachen, waren die Zagato-Sportmodelle wesentlich gedrungener, noch leichter und strömungsgünstiger. Vor allem die Beschleunigungswerte und die Höchstgeschwindigkeit überzeugten.

Zagato und Gran Turismo – was für ein Klang

Das Double-Bubble-Dach

Nach 199 Exemplaren, gebaut von 1959-1961, bekam die Flaminia Sport Zagato ein Update, das 1961 als Lancia Flaminia Sport Zagato 3C 2.5 Liter vorgestellt wurde. Signifikantes Designmerkmal war unter anderem die typische Double-Bubble-Dachkonstruktion, die mit zwei Auswölbungen im Dach für noch mehr Kopffreiheit und vor allem Karosseriesteifigkeit sorgte. Die Leistung des neuen Flaminia Sport 3C 2.5 Liter stieg auf 150 PS. Das Modell wurde bis 1963 in 152 Exemplaren gebaut. Ab Anfang 1963 kam dann die Flaminia Sport 3C 2.8 Liter, die mit 152 PS deutlich über 200 km/h schaffte, von der aber nur 33 Exemplare bis 1964 das Werk verließen.

Die Sache mit dem 3C

Nach knapp 380 Exemplaren des Sport Zagato kam dann das Maß aller Dinge – die Lancia Flaminia SuperSport 3C 2.8 Zagato. Diese Version erhielt neben der Double-Bubble-Dachkonstruktion ein strömungsgünstigeres Kammheck und lag etwas tiefer auf der Straße. Insgesamt wurden von der SuperSport Flaminia 209 Exemplare bestellt und bis 1967 gefertigt. Das Modell Lancia Flaminia 3C 2.8 Supersport war die letzte Version der legendären Sport-Zagatos. Mit drei Weber-Vergasern leistete der 2.8 Liter V6-Motor 110 kW (152PS) bei 5200/min und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h.

Drei Weber-Vergaser unter einer Motorhaube

Sportlich, aber nicht für den Rennsport

Die Sport-Zagatos waren trotz ihrer enormen Leistungen nicht für Rennen gedacht. Selbst der SuperSport, dessen Linienführung als eine der schönsten Karosserien galt, war ein Coupé für die Reise und Langstrecke. Es war auch nicht ganz billig. 1964/65 kostete ein Flaminia SuperSport 3C 2.8 Zagato stolze 27.000 DM. Damals hätte man dafür auch ein kleines Einfamilienhaus bekommen. Heute müssen Interessenten für einen gut erhaltenen SuperSport Zagato zwischen 250.000 bis 300.000 Euro bezahlen.

Was für ein Einblick, was für ein Anblick