Große Reise unter Strom

So klappt die batterieelektrische Urlaubsfahrt.

Mit ein paar Tipps und guter Vorbereitung, wird auch der Urlaub mit E-Auto ganz entspannt.

Quartier buchen, Koffer packen, Auto beladen und losfahren: So sieht Jahr für Jahr der Reiseplan für den Sommerurlaub an der Nordsee aus. Leicht abzuhaken. Doch eines ist diesmal anders: Erstmals wollen wir mit einem batterieelektrischen Personenwagen in die Ferien fahren. Freunde fragen prompt: Klappt das überhaupt? Gute Frage! Und ein guter Anlass, sich schon jetzt gründlich zu informieren. Die GTÜ-Experten verraten fünf Punkte, auf die es ankommt:

1. Keine Reichweitenangst

400 Kilometer beträgt die rechnerische Reichweite des Fahrzeugs bei optimalen Bedingungen. Wir sind vorsichtig und ziehen 15 Prozent davon für das Mehrgewicht (Gepäck), Klimaanlage (Sommer), Staus und Umwege ab. Das Ergebnis beträgt immer noch deutlich mehr als die Hälfte der Gesamtstrecke zum Urlaubsdomizil. Einmal Laden unterwegs müsste also genügen. Zwecks Stressvermeidung soll das Auto bei spätestens 20 Prozent Akkuladung wieder Strom erhalten.

2. Ausnahmsweise 100 Prozent

Im Alltag mit vielen Kurzstrecken wird der Akku so gut wie nie komplett vollgeladen. 80 Prozent sind ein guter Richtwert, um die Batterie zu schonen. Das passt zudem zur Ladegeschwindigkeit – die wird ab 80 Prozent nämlich langsamer. Direkt vor einer Fernfahrt dagegen dürfen es ruhig 100 Prozent sein. Dann zeigt die mit dem Auto gekoppelte App bei gemäßigtem Wetter auch tatsächlich eine Reichweite nahe des vom Hersteller genannten Werts an. Das sorgt für willkommene Entspannung.

3. Schnellladung unterwegs

Beim Zwischenstopp etwa auf halber Strecke werden wir mit dem Auto an eine Gleichstrom-Schnellladesäule rollen. Dort geht das Stromtanken viel schneller als mit Wechselstrom, kostet allerdings auch mehr. Die entsprechende Infrastruktur wird in Deutschland laufend ausgebaut. Viele Stationen befinden sich an Autobahnraststätten oder an großen Supermärkten nahe der Autobahn. Über die Apps der Ladestromanbieter sind die Standorte gut zu finden. Und das Smartphone zeigt auch, welche Säule gerade frei ist.

4. Genauer planen

Es ist fast wie früher, als man sich mit Kartenmaterial auf die Ferienfahrt vorbereitete: Das sorgte schon am Esszimmertisch für Vorfreude – und unterwegs war man selbst ohne heutige Navigationstechnik sicher unterwegs. Heute sitzen wir mit dem Tabletcomputer auf der Couch und planen die Urlaubsfahrt: Wo soll die Ladepause auf halber Strecke eingelegt werden? Und wo gibt es am Urlaubsort Ladepunkte? Die Recherche macht Spaß, und man lernt spielerisch noch einiges über die Ferienregion.

5. Zu Hause üben

Wer üblicherweise an der heimischen Wallbox oder an öffentlichen Ladesäulen mit Wechselstrom (AC) lädt, sollte sich vor der Urlaubsfahrt das Schnelladen mit Gleichstrom (DC) ansehen. Denn es weicht in einigen Details vom vertrauten Verfahren ab. So haben DC-Stationen ein fest installiertes Ladekabel mit CCS-Stecker. An AC-Säulen kommt dagegen das im Auto mitgeführte Kabel mit Typ-2-Anschluss in die entsprechende Steckdose.

Ohne Kabel gibt es unterwegs also keinen Strom aus den am weitesten verbreiteten Ladestationen. Deshalb prüft die GTÜ bei der Hauptuntersuchung immer auch, ob es im Fahrzeug vorhanden ist.

Sicher in den Urlaub

Mehr Tipps rund um den Urlaub im Ausland und welche Mitführpflichten es gibt, finden sich in unserem Blog-Beitrag Autourlaub im Ausland: So klappt’s

Batteriecheck vor der Urlaubsfahrt? Den Gesundheitszustand der Traktionsbatterie zu überprüfen kann sinnvoll sein, auch wenn man eine große Urlaubsreise vor sich hat. Buchen Sie jetzt einen Batteriecheck bei einem GTÜ-Partner in Ihrer Nähe. Mehr Informationen!

Maskenpflicht im Kasten?

Was die neue DIN-Norm für Verbandkästen in der Praxis bedeutet.

 Wo steckt sie bloß, die Maske?

In diesem Frühjahr wurden die meisten in der Pandemie geltenden Maskenpflichten im Alltag aufgehoben. Anders sieht es im Kraftfahrzeugverbandkasten aus: Dieser muss künftig auch zwei staubsicher verpackte OP-Masken enthalten. Die entsprechende Norm DIN 13164:2022 trat 2022 in Kraft. Nach einer Übergangsfrist von einem Jahr ist diese seit 01. Februar 2023 bindend.

Wo unterscheiden sich DIN-Norm und StVZO?

Also alles klar mit der Maskenpflicht im Verbandkasten? Nicht wirklich – zumindest nicht für Autofahrer. Denn für sie gilt nicht die DIN-Norm. Diese müssen die Hersteller einhalten. Für Autofahrer ist die Straßenverkehrs-Zulassungsordnung (StVZO) entscheidend. Und weil diese noch nicht auf den neusten Stand gebracht worden ist, wird noch immer auf die Normblätter der DIN 13164 von Januar 1998 oder Januar 2014 verwiesen. Und darin ist natürlich von OP-Masken keine Rede.

Was wird bei der Hauptuntersuchung geprüft?

Stecken Autofahrer jetzt in einer Zwickmühle, wenn sie den Verbandkasten bei Hauptuntersuchung (HU) oder Verkehrskontrolle vorweisen müssen? Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überprüfung mbH beruhigt: Entscheidend ist, dass das Erste-Hilfe-Material vollständig und nicht abgelaufen ist. Dabei gilt die jeweils aktuelle Fassung der StVZO. Derzeit schauen deshalb die Prüfingenieure bei der HU auch nicht nach den OP-Masken.

Wie sieht es bei Verkehrskontrollen aus?

Vergleichbar ist die Rechtslage bei Verkehrskontrollen durch die Polizei: Wer einen nach geltender StVZO vollständigen und gültigen Verbandkasten mitführt, erfüllt die gesetzlichen Anforderungen. Akzeptieren müssen die Ordnungshüter dabei auch einen flammneuen Verbandkasten nach der Norm von 2022. Das hat jetzt das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr betont. Schließlich gibt es im Handel nur noch Verbandkästen nach dieser DIN 13164:2022. Wenn man es ganz genau nähme, erfüllen diese aufgrund der Übergangssituation nicht zu 100 Prozent die geltende Vorschrift.

Wann ändert sich die Situation?

Die Politik hat das Problem erkannt. Das zuständige Bundesministerium für Digitales und Verkehr hat schon im Dezember 2022 mitgeteilt, dass „möglichst bis Mitte 2023“ die neue Fassung der StVZO vorliegen solle. Damit wird dann die Maskenpflicht im Verbandkasten rechtssicher eingeführt. Der dringende Rat der GTÜ-Experten lautet: Es ist auch ohne geltende Pflicht absolut sinnvoll, den Verbandkasten schon jetzt freiwillig mit den beiden Masken auf aktuellen Stand zu bringen.

Doppel hält besser: Sinnvolle Ergänzung des Verbandkasten

Wer hat eine Schraube locker?

Wir zeigen, auf was es beim sicheren Räderwechsel ankommt.

Nur für das Bild im Blog darf ein Rad so lose sein…

Wenige Wochen noch bis Ostern. Muss nun alles blitzschnell gehen beim Räderwechsel? In der Formel 1 brauchen Spitzenteams keine zwei Sekunden, um alle vier Räder des Rennwagens zu wechseln. Der Freizeitmechaniker hingegen muss keinen Rekord aufstellen. Beim Tausch der Winter- gegen die Sommerräder am eigenen Auto ist ein korrekter und sicherer Wechsel das Ziel. Die Experten der GTÜ raten, ein besonderes Augenmerk liegt auf die Radverschraubungen zu legen.

Mutter oder Schraube, eine Frage der Philosophie

Zunächst ein wenig Theorie: Verschraubungen stellen die kraftschlüssige Verbindung zwischen Rad (Felge) und Auto (Nabe) her. Es gibt Stehbolzen auf der Nabe, die eine Radmutter aufnehmen. Oder man dreht Radschrauben in Gewindebohrungen. Beide Versionen haben ihre Vorteile: Auf Stehbolzen lassen sich Felgen einfacher positionieren. Radschrauben ermöglichen eine größere Variantenbreite zugelassener Nachrüstfelgen. 

Auf das richtige Moment kommt es an

Ob Mutter oder Schraube: Beide müssen mit einem definierten Drehmoment festgezogen werden. Der korrekte Wert in Newtonmeter (Nm) findet sich in den Fahrzeugunterlagen oder bei Nachrüstfelgen im entsprechenden Gutachten. Das Drehmoment, physikalisch die Drehwirkung einer Kraft auf einen Körper, darf nicht zu klein sein – denn dann wäre die Verschraubung zu locker. Noch darf es zu groß sein, denn das kann das Gewinde beschädigen. Nur mit Hilfe eines Drehmomentschlüssels kann das exakte Drehmoment erzielt werden. Dieser sieht aus wie eine große Ratsche und besitzt auch einen Vierkant zur Aufnahme einer Stecknuss. Der zusätzliche Kniff ist die Einstellmöglichkeit des Drehmoments über einen Knauf hinten am Griff. Eine Skala zeigt den gewählten Wert.

Das Fett bleibt weg

Doch bevor der Drehmomentschlüssel zum Einsatz kommt, geht es erst einmal an den Radwechsel. Der Ablauf: Angezogene Handbremse, eingelegter Gang und Unterlegkeil sichern das Auto. Die Verschraubungen der Winterräder mit einem passenden Schlüssel zunächst nur lösen – nicht herausdrehen. Jetzt das Auto mit dem Wagenheber anheben. Zum Herausdrehen der Muttern oder Schrauben braucht es dann nicht viel Kraft, das kann mit Steckschlüssel, Ratsche oder Akkuschrauber geschehen. Die Verbinder zur Seite legen und das Winterrad abnehmen. Die bereits einer Sichtprüfung unterzogenen Sommerräder stehen schon bereit. Kurz kontrolliert: Wie sehen die Kontaktflächen an Felge und Nabe aus? Welchen Eindruck machen die Gewinde? Eine vorsichtige Reinigung mit einer Bürste lohnt sich. Auf keinen Fall die Gewinde fetten. Denn das Schmiermittel würde durch die hohen Bremstemperaturen verbrennen und die Schraubverbindung erst recht verbacken.

Handarbeit vs. Schlagschrauber

Jetzt das Rad aufsetzen und Muttern auf die Stehbolzen oder Radschrauben eindrehen, bis die Verbindung locker geschlossen ist. Dabei immer im Blick: Sitzt das Rad zentriert? Greifen die Gewinde leichtgängig ineinander? Wer von Hand arbeitet, hat das im Gefühl. Ein Ratschenhandgriff erleichtert es, die vielen Verschraubungen an allen Rädern zu absolvieren. Ein neidvoller Blick zur oben erwähnten Formel 1, dort kommen sündhaft teure Spezialschlagschrauber zum Einsatz.

Über Kreuz oder sternförmig

Sind die Verschraubungen locker angezogen, wird der Wagenheber wieder abgelassen. Nun die Verbindungen auf die korrekte Weise festziehen, um die Felge gleichmäßig bündig auf die Nabe zu pressen: in sternförmiger Reihenfolge bei fünf Verschraubungen und über Kreuz bei vier Verschraubungen. Dabei wird klar, weshalb der Drehmomentschlüssel auch als Messwerkzeug gilt: Sobald der gewählte Wert von beispielsweise 110 Newtonmetern erreicht ist, löst die Mechanik mit vernehmlichem Knacken aus.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Wenn alle Radmuttern montiert und festgezogen sind, den Luftdruck der Reifen prüfen. Jetzt kann der Sommer kommen. Als Faustregel in vielen Werkstätten gilt, die Verschraubungen nach einer Fahrstrecke von 50 bis 100 Kilometern noch einmal zu kontrollieren. Rein rechtlich ist der Autofahrer nicht dazu gezwungen, aber die persönliche Sicherheit sollte über der juristischen Bewertung stehen. Deshalb bitte den korrekten Sitz der Schrauben nach der empfohlenen Strecke überprüfen!