Leuchtend schöne Kurven

Ein Plädoyer für letzte Ausfahrten im Herbst

Entspannte Touren zum Jahresende

Der Wetter-App vertrauen an diesem dunkelgrauen Sonntagmorgen, kurz vor halbneun, fällt noch schwer. Lieber nochmal gucken, aber da steht tatsächlich: Sonne ab neun. Die Zweifel kommen zurück, als es durch den Wald hochgeht. Noch dunkler, ziemlich nass dazu. Wo bleibt bloß der versprochene Goldene Herbst? Dann, oben auf der Ebene, der Durchbruch. Endlich. Genau dafür ging es raus aus der Garage: Für dieses einmalige Licht, fast wie auf einem Gemälde von Edward Hopper. Und schon folgt die nächste Vertrauensfrage: Sonnenblende runter oder Dach auf?

Wann immer sich eine Chance auf eine Ausfahrt in den vielleicht letzten schönen Tagen dieser Jahreszeit bietet, sollte sie unbedingt genutzt werden. Auf vier Rädern gilt die gleiche Faustregel wie auf zwei Beinen: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung. Richtig Grip müssen sie schon haben, die Reifen. Manche Kurve ist weit unberechenbarer als im Sommer. Wildwechsel, Laub und später die Dämmerung können schnell für ungeahnte Bremsen-Tests sorgen.

Wer den Indian Summer liebt und sucht, der muss nicht zwingend nach Neuengland oder Japan reisen. Das Blattgold findet sich auch auf der Schwäbischen Alb, im Spessart, in Thüringen, an der Mosel, im Spreewald, in der Eifel oder im Bayrischen Wald.  Ganz unpolitisch leuchten die Bäume in allen Ampel-Farben – und hunderten Farbtönen dazwischen. Da kommt kein Navigationssystem mit und keine andere Bordunterhaltung. Augen weg vom Bildschirm, rein in die Natur. Für den Fahrer geht das automatisch, Nebensitzer und Rückbanktouristen können auch die Seitenfenster zum Panoramablick nutzen.

Großes Naturkino eben. Beim Spazierenfahren werden zwar keine Pilze oder Blätter, dafür jedoch eine Menge nachhaltig schöner Momente gesammelt. Die haben auch den Vorteil, dass sie den ganzen Winter über halten. Die Straßen sind jetzt (meist) leerer, jedenfalls für die, die den Mittagessen- und Kaffee-Verkehr meiden können. Dafür ist das Licht so mild – und trotzdem so stark. Auch wer von der Melancholie gepackt wird, kann dieser freie Fahrt lassen. „Scenic drive“ nennen die Amerikaner diese höchst erbauliche Art der Fortbewegung. Dafür braucht es überhaupt kein richtiges Ziel, allein die Schönheit der Landschaft ist der Wegweiser.

Im Herbst, sagt der Spruch im Kalender, besinnen wir uns auf das, was wirklich zählt. Für manchen eine Zeit der Wehmut, für die meisten eine Zeit des Wohlfühlens. Das Klima zwischen Sommer und Winter weckt automatisch die Sehnsucht nach Wärme, und das lässt sich im Auto besser und schneller regeln als in den meisten Wohnzimmern. Wessen Tage sonst von seinem Office-Kalender verplant werden, der wird besonders genießen, dass das Zeitfenster einer leuchtenden Tour durch den Herbst vom Nebel vorgegeben ist: von dem Moment an, in dem er sich hebt – bis zu jenem, in dem er sich wieder senkt.

Warum kein Ritual daraus machen. Und am Ende jeder Tour steht wieder Vorfreude – diesmal aufs Frühjahr. Aber davon mehr im März.

IAA für Brummis: Strom statt Diesel

Die Antriebswende setzt den Trend auf der Transporter-Messe

Quelle: © VDA/IAA TRANSPORTATION 2024

Hach, wenn doch die ganze mobile Welt schon so sauber wäre, wie sie auf der IAA Transportation an den Himmel Hannovers und der Messehallen gemalt wird. Sogar das Riesenrad auf dem Gelände bewegt sich mit Solarenergie. Auf der internationalen Leitmesse für Nutzfahrzeuge und Logistik geht es vor allem um eins: den elektrischen Lastwagen. Und es gibt wohl kaum jemand, der dieser Art von E-Mobilität nicht den baldigen Durchbruch wünscht. Davon kündet schon das IAA-Motto „People and Goods on the Move“. Plakativer ist die Antriebswende so formuliert: „Strom statt Diesel.“

Quelle: © VDA/IAA TRANSPORTATION 2024

Wenn nur die Infrastruktur schon so weit wäre

Getrieben sind die hehren Vorsätze von der Vernunft, aber auch von den drohenden EU-Vorschriften, die bis 2030 ihren CO2-Ausstoß um 45 Prozent verringert haben sollen. Technisch ist das theoretisch vielleicht möglich, aber praktisch stehen dem noch die hohen Anschaffungspreise für die E-Brummis entgegen, die das zwei- bis dreifache herkömmlicher Lkw ausmachen. Ein anderes Problem gleicht den Sorgen aller E-Autobesitzer: die Ladestruktur, die für die Laster noch wichtiger ist, denn die meisten sind mit reichlich Termindruck unterwegs. Damit sieht es abgesehen von einigen Pilotprojekten noch reichlich mau aus, Supercharger fehlen in Europa meist ganz. Die Akkus für den Fernverkehr an sich sind schon ungeheuer leistungsfähig, leisten bis zu 600 kWh, was einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern entsprechen kann. Mit Brennstoffzellen betriebene Lkw bieten sich für die Zukunft als leistungsstarke Alternativen an.

Quelle: © VDA/IAA TRANSPORTATION 2024

Konkurrenz belebt den Lieferverkehr

Auch bei den kleineren Transportern, die in Lieferdienste-für-alles-Zeiten das Stadtbild prägen, tut sich was. Die Palette ist aber weit umfangreicher. Da sind Pick-ups mit Plug-in-Hybrid zu sehen, Wasserstoff-Transporter und E-Kastenwagen in allen Formen, auch mit wachsendem Anteil chinesischer Hersteller. Gerade der Transportmarkt ist stark umkämpft, das beflügelt Innovationen und neue Plattformen, wie sie in Hannover sowohl als Serienmodelle wie auch als Studien gezeigt werden. Der Trend geht klar zu Schnellladesystemen und höheren Batteriereichweiten. Die diesjährige IAA Transportation, die sich mit der in München stattfindenden IAA Mobility abwechselt, verzeichnet einen deutlichen Zuwachs an Ausstellern – 1.650 aus 41 Ländern. Diese präsentierten zusammen 145 Welt- und Messepremieren.

Quelle: © VDA/IAA TRANSPORTATION 2024

Transformation geht alle an

Die Fahrzeugbranche kann die Transformation sicher nicht allein stemmen, wie Hildegard Müller betont, die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA): „Die Industrie zeigt, dass wir bereits die Produkte für klimaneutrale und digitale Mobilität der Zukunft entwickelt haben. Die Ziele sind klar definiert, die Innovationen serienreif – jetzt müssen die Fahrzeuge auf die Straße gebracht werden. Dafür braucht es die entsprechenden Rahmenbedingungen und eine strategische, ineinandergreifende industriepolitische Agenda.“ Generell gilt für sie, dass Klimaneutralität im Verkehr eine Gemeinschaftsaufgabe sei: „Dieses Team besteht aus unterschiedlichsten Playern: Die Automobilindustrie ist dabei ein zentraler Akteur, neben beispielsweise Energieunternehmen, Stromnetzbetreibern und anderen Beteiligten. Brüssel und Berlin bestimmen die Rahmenbedingungen – gemeinsam kommen wir aber nur dann ans Ziel, wenn die Regeln aufeinander abgestimmt sind und regelmäßig überprüft werden. Hier gibt es erheblichen Nachholbedarf.“ Daraus leitet sich ihr Merksatz für die ganze Branche ab: „Innovationen sind erst dann erfolgreich, wenn sie von der Gesellschaft auch angenommen werden.“

Quelle: © VDA/IAA TRANSPORTATION 2024

Die Sache mit dem Andreaskreuz

Was es an Bahnübergängen zu beachten gilt.

Sie glauben nicht, dass sie den Paragraf 41 der Straßen-Verkehrsordnung, genauer gesagt Zeichen 201, häufig vor Augen haben? Ist aber vermutlich so, es sei denn, sie wohnen fernab aller Eisenbahnstrecken. Oder nur an Routen, auf denen die Züge auf Bahnstrecken, bei denen Züge mit mehr als 160 km/h unterwegs sind, dort sind grundsätzlich keine Bahnübergänge erlaubt. Wer aber im Alltag eine Bahnstrecke zu überqueren hat, der macht garantiert Bekanntschaft mit dem Andreaskreuz.

Ein Verkehrszeichen mit Geschichte

Dieses einfache Kreuz aus zwei sich diagonal schneidenden Balken, im Verkehr weiß mit roten Enden, hat seinen Namen vom Heiligen Andreas aus der christlichen Geschichte. Es gleicht auch dem griechischen Buchstaben Chi, der „X“ geschrieben wird und als Symbol für Jesus gilt.

Es lässt sich drehen und wenden

Das Andreaskreuz kommt in Deutschland und zahlreichen anderen Ländern in vielen Ausprägungen vor: mal aufrechtstehend, mal liegend, mal als Doppelkreuz, mal mit zusätzlichem Lichtzeichen, mal mit einem blitzförmigen Symbol oder Zusatzpfeilen. In jedem Fall ist damit eine Warnung verbunden, die nicht missachtet werden darf.

Schiene vor Straße

Allein die Deutsche Bahn hat noch über 15.000 Bahnübergänge in Betrieb, mit Privat- und Werksverkehr kann sich die Zahl leicht verdoppeln. Obwohl sich die Zahl der Übergänge seit 1950 mehr als halbiert hat, bleiben damit noch eine ganze Menge Gefahrenstellen. Obwohl die Botschaft des Andreaskreuzes eindeutig ist: Der Schienenverkehr hat hier Vorrang vor dem Straßenverkehr.

Unfallrisiko nicht unterschätzen

Meistens gibt es zum Verkehrszeichen noch Schranken und Lichtzeichen dazu, aber wie bei den Schildern, die auf reinen Autokreuzungen die Vorfahrt regeln, gilt: Man weiß ja nie. Vorsicht kommt von Übermut. Die Anzahl der unfreiwilligen Begegnungen sinkt immer weiter, zuletzt machten sie nur 0,005 Prozent aller Unfälle aus. Die meisten davon passieren an Übergängen ohne technische Sicherung. Häufigste Ursachen sind Leichtsinn, Ungeduld und Unkenntnis über die Bedeutung des Andreaskreuzes.

Eine Frage der Aufmerksamkeit

Das Andreaskreuz selbst bringt nicht nur das Gebot erhöhter Aufmerksamkeit mit sich. Es signalisiert auch, dass sich Bahnübergängen nur mit gemäßigter Geschwindigkeit genähert werden darf, das Halten zehn Meter vor dem Zeichen ebenso verboten ist wie das Parken am Rand, falls dadurch das Kreuz verdeckt würde. Das Halten auf dem Bahnübergang selbst ist – selbstverständlich – verboten.