IAA für Brummis: Strom statt Diesel

Die Antriebswende setzt den Trend auf der Transporter-Messe

Quelle: © VDA/IAA TRANSPORTATION 2024

Hach, wenn doch die ganze mobile Welt schon so sauber wäre, wie sie auf der IAA Transportation an den Himmel Hannovers und der Messehallen gemalt wird. Sogar das Riesenrad auf dem Gelände bewegt sich mit Solarenergie. Auf der internationalen Leitmesse für Nutzfahrzeuge und Logistik geht es vor allem um eins: den elektrischen Lastwagen. Und es gibt wohl kaum jemand, der dieser Art von E-Mobilität nicht den baldigen Durchbruch wünscht. Davon kündet schon das IAA-Motto „People and Goods on the Move“. Plakativer ist die Antriebswende so formuliert: „Strom statt Diesel.“

Quelle: © VDA/IAA TRANSPORTATION 2024

Wenn nur die Infrastruktur schon so weit wäre

Getrieben sind die hehren Vorsätze von der Vernunft, aber auch von den drohenden EU-Vorschriften, die bis 2030 ihren CO2-Ausstoß um 45 Prozent verringert haben sollen. Technisch ist das theoretisch vielleicht möglich, aber praktisch stehen dem noch die hohen Anschaffungspreise für die E-Brummis entgegen, die das zwei- bis dreifache herkömmlicher Lkw ausmachen. Ein anderes Problem gleicht den Sorgen aller E-Autobesitzer: die Ladestruktur, die für die Laster noch wichtiger ist, denn die meisten sind mit reichlich Termindruck unterwegs. Damit sieht es abgesehen von einigen Pilotprojekten noch reichlich mau aus, Supercharger fehlen in Europa meist ganz. Die Akkus für den Fernverkehr an sich sind schon ungeheuer leistungsfähig, leisten bis zu 600 kWh, was einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern entsprechen kann. Mit Brennstoffzellen betriebene Lkw bieten sich für die Zukunft als leistungsstarke Alternativen an.

Quelle: © VDA/IAA TRANSPORTATION 2024

Konkurrenz belebt den Lieferverkehr

Auch bei den kleineren Transportern, die in Lieferdienste-für-alles-Zeiten das Stadtbild prägen, tut sich was. Die Palette ist aber weit umfangreicher. Da sind Pick-ups mit Plug-in-Hybrid zu sehen, Wasserstoff-Transporter und E-Kastenwagen in allen Formen, auch mit wachsendem Anteil chinesischer Hersteller. Gerade der Transportmarkt ist stark umkämpft, das beflügelt Innovationen und neue Plattformen, wie sie in Hannover sowohl als Serienmodelle wie auch als Studien gezeigt werden. Der Trend geht klar zu Schnellladesystemen und höheren Batteriereichweiten. Die diesjährige IAA Transportation, die sich mit der in München stattfindenden IAA Mobility abwechselt, verzeichnet einen deutlichen Zuwachs an Ausstellern – 1.650 aus 41 Ländern. Diese präsentierten zusammen 145 Welt- und Messepremieren.

Quelle: © VDA/IAA TRANSPORTATION 2024

Transformation geht alle an

Die Fahrzeugbranche kann die Transformation sicher nicht allein stemmen, wie Hildegard Müller betont, die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA): „Die Industrie zeigt, dass wir bereits die Produkte für klimaneutrale und digitale Mobilität der Zukunft entwickelt haben. Die Ziele sind klar definiert, die Innovationen serienreif – jetzt müssen die Fahrzeuge auf die Straße gebracht werden. Dafür braucht es die entsprechenden Rahmenbedingungen und eine strategische, ineinandergreifende industriepolitische Agenda.“ Generell gilt für sie, dass Klimaneutralität im Verkehr eine Gemeinschaftsaufgabe sei: „Dieses Team besteht aus unterschiedlichsten Playern: Die Automobilindustrie ist dabei ein zentraler Akteur, neben beispielsweise Energieunternehmen, Stromnetzbetreibern und anderen Beteiligten. Brüssel und Berlin bestimmen die Rahmenbedingungen – gemeinsam kommen wir aber nur dann ans Ziel, wenn die Regeln aufeinander abgestimmt sind und regelmäßig überprüft werden. Hier gibt es erheblichen Nachholbedarf.“ Daraus leitet sich ihr Merksatz für die ganze Branche ab: „Innovationen sind erst dann erfolgreich, wenn sie von der Gesellschaft auch angenommen werden.“

Quelle: © VDA/IAA TRANSPORTATION 2024

Die Sache mit dem Andreaskreuz

Was es an Bahnübergängen zu beachten gilt.

Sie glauben nicht, dass sie den Paragraf 41 der Straßen-Verkehrsordnung, genauer gesagt Zeichen 201, häufig vor Augen haben? Ist aber vermutlich so, es sei denn, sie wohnen fernab aller Eisenbahnstrecken. Oder nur an Routen, auf denen die Züge auf Bahnstrecken, bei denen Züge mit mehr als 160 km/h unterwegs sind, dort sind grundsätzlich keine Bahnübergänge erlaubt. Wer aber im Alltag eine Bahnstrecke zu überqueren hat, der macht garantiert Bekanntschaft mit dem Andreaskreuz.

Ein Verkehrszeichen mit Geschichte

Dieses einfache Kreuz aus zwei sich diagonal schneidenden Balken, im Verkehr weiß mit roten Enden, hat seinen Namen vom Heiligen Andreas aus der christlichen Geschichte. Es gleicht auch dem griechischen Buchstaben Chi, der „X“ geschrieben wird und als Symbol für Jesus gilt.

Es lässt sich drehen und wenden

Das Andreaskreuz kommt in Deutschland und zahlreichen anderen Ländern in vielen Ausprägungen vor: mal aufrechtstehend, mal liegend, mal als Doppelkreuz, mal mit zusätzlichem Lichtzeichen, mal mit einem blitzförmigen Symbol oder Zusatzpfeilen. In jedem Fall ist damit eine Warnung verbunden, die nicht missachtet werden darf.

Schiene vor Straße

Allein die Deutsche Bahn hat noch über 15.000 Bahnübergänge in Betrieb, mit Privat- und Werksverkehr kann sich die Zahl leicht verdoppeln. Obwohl sich die Zahl der Übergänge seit 1950 mehr als halbiert hat, bleiben damit noch eine ganze Menge Gefahrenstellen. Obwohl die Botschaft des Andreaskreuzes eindeutig ist: Der Schienenverkehr hat hier Vorrang vor dem Straßenverkehr.

Unfallrisiko nicht unterschätzen

Meistens gibt es zum Verkehrszeichen noch Schranken und Lichtzeichen dazu, aber wie bei den Schildern, die auf reinen Autokreuzungen die Vorfahrt regeln, gilt: Man weiß ja nie. Vorsicht kommt von Übermut. Die Anzahl der unfreiwilligen Begegnungen sinkt immer weiter, zuletzt machten sie nur 0,005 Prozent aller Unfälle aus. Die meisten davon passieren an Übergängen ohne technische Sicherung. Häufigste Ursachen sind Leichtsinn, Ungeduld und Unkenntnis über die Bedeutung des Andreaskreuzes.

Eine Frage der Aufmerksamkeit

Das Andreaskreuz selbst bringt nicht nur das Gebot erhöhter Aufmerksamkeit mit sich. Es signalisiert auch, dass sich Bahnübergängen nur mit gemäßigter Geschwindigkeit genähert werden darf, das Halten zehn Meter vor dem Zeichen ebenso verboten ist wie das Parken am Rand, falls dadurch das Kreuz verdeckt würde. Das Halten auf dem Bahnübergang selbst ist – selbstverständlich – verboten.

Wenn die Assistenten plötzlich Chef sind

Eine Kolumne zur Systemfrage im Auto.

Es klingelt. Es bimmelt. Es blinkt. Und es macht was mit Dir. Immer wieder, meist ganz plötzlich. Voll nervig findet das seine Schwester, sagt vom Beifahrersitz aus: „Mach‘ das mal weg.“ Trebor aus Hamburg müsste schon von Berufswegen ein gutes Verhältnis zu den unzähligen Assistenzsystemen haben, er ist Elektroingenieur. Doch das, was die geheimen Kräfte mit ihm und seinem Auto machen, was da alles angezeigt wird oder aktiviert werden soll, das wird ihm langsam zu viel. Er fragt sich: sollte Autofahren nicht vor allem auch Spaß machen?

Die Black box bekommt alles mit

Sollte es. Aber es soll auch sicher sein. Deshalb hat der Gesetzgeber verfügt, dass vom 1. Juli an alle Neuwagen zwingend mit System wie Notbremsassistenten, Müdigkeitswarner oder Spurhalteassistenten ausgerüstet sein müssen, überwacht von einem Datenschreiber wie im Flugzeug, der black box. Und viele Menschen fragen sich: sind die Assistenten nicht längst schon von nützlichen Gehilfen zu unseren Meistern aufgestiegen?

Vergleichsfahrt mit den Affen

Die Frage ist nicht neu, sie wurde auch schon in der Formel 1 diskutiert, wo bekanntlich die schnellsten Rennfahrer der Welt unterwegs sind. Als dort Startautomatiken und Traktionskontrollen überhandzunehmen drohten, reklamierte Weltmeister Niki Lauda: „Irgendwann kannst Du auch einen Affen ins Cockpit setzen.“ Wer aber mal zuguckt, was die Piloten dort an Schwerstarbeit leisten, weil sie während ihres rasenden Tuns die Bremsbalance verstellen, Motoreinstellungen korrigieren und noch Funkkontakt zur Box halten, der erkennt: Affen wären überfordert. Geschweige denn herkömmliche Autofahrer, von denen viele schon Schwierigkeiten haben, im Stadtverkehr zeitig den Blinker zu setzen.

Alles hat gute Gründe

Ein doppeltes und dreifaches Sicherheitsnetz einzuziehen ist also eine gute Sache, und ohne einen gesunden Glauben an die Technik würde unser ganzes Leben nicht mehr so komfortabel und in Bahnen ablaufen. Aber Autofahren ist eine aktive Entscheidung, und das Lenkrad das beste Symbol dafür. Die moderne Vokabel „selbstbestimmt“ muss auch hier greifen. Allein, der künstliche Vogelschwarm der Piepgeräusche zeugt von etwas anderem. Ins Leben gerufen auch deshalb, weil sich im letzten Jahr allein in Deutschland 2,5 Millionen Unfälle ereignet haben, bei denen bis zu 95 Prozent auf menschliches Versagen zurückgehen.

Manchem wird’s zu viel

Trebor, der Elektrotechniker, sonst eher zurückhaltend, hat die Systemfrage für sich entschieden – alle potenziellen Neuwagen können ihm schlicht zu viel, er will noch ein Weilchen seinem Audi, Baujahr 2009, treu bleiben. Wolfgang, der vielreisende Fotograf, hat von seinem Mercedes-Händler eine Limousine mit allem Schnickschnack bekommen, und sie nach dem ersten Wochenende freundlich, aber bestimmt zurückgegeben: „Jedes Mal, wenn ich auf einer Bergstraße den Mittelstreifen touchiere, zerreißt es mir fast das Auto.“ Zu den Genervten zählt auch Albrecht, ein Freund des Kolumnisten. Aber sein neuer Kombi hat alles drin. Denn der Fahrer geht wirklich auf Nummer sicher, denn sein Arbeitgeber hat ihm verraten: Wer einen Dienstwagen fährt ohne die vorgeschriebenen Systeme, der ist nicht versichert.

Wer behält den Überblick?

Wer gern in Fahrzeugkatalogen blättert, der erkennt eine ähnliche Reizüberflutung wie im Baumarkt oder den Filialen der Kaffeehersteller, die scheinbar jeden Tag ein neues Gadget (er)finden und auf den Markt bringen. Immerhin, manchmal lässt sich für den Autofahrer der ewige Traum des Menschen, sich die Maschinen untertan zu machen, doch ganz leicht verwirklichen: ein Blick in die Bedienungsanleitung zeigt, was sich manuell abschalten lässt. Der Tastendruck ist allerdings nur für jene gedacht, die es sich wirklich zutrauen.

Mitdenken bleibt Pflicht

Grundsätzlich gefährlich werden kann es aber auch, wenn die Vielzahl der Assistenten die Autofahrer zu einer gewissen Achtlosigkeit erzieht. Deshalb sich besser nie sich allein auf die Rückfahrkamera, den Abstandsregler oder die Tempoanzeige verlassen. Mitdenken ist im Übrigen keine neue Vorschrift.